XYZ Meine Website

Von der erfolgreichen Verfilmung eines Buches profitiert auch dieses. Freilich häufig nur um den Preis seiner Verfälschung. Das Buch, das den Film erst möglich gemacht hat, erscheint als dessen bloßes Anhängsel: als Buch zum Film.Da kann es nicht schaden, wenn einmal mit Worten anstatt mit Bildern für ein Buch geworben wird, dessen Neuverfilmung durch F. F. Coppola zur Zeit erfolgreich in den Kinos läuft: Bram Stokers Roman „„Dracula", „„das Buch, mit dem alles seinen Anfang nahm . . .", wie es im Untertitel heißt.

In der Tat ist das 1897 erschienene Buch des irischen Schriftstellers, das der Hanser Verlag in einer attraktiven Ausgabe mit nachtschwarzem Einband und blutroter Prägung anbietet, derjenige Vampirroman, der zum berühmtesten der Gattung wurde. Er hat nicht nur eine wahre Flut von „„Dracula"-Romanen und -Erzählungen ausgelöst, sondern lieferte auch den Stoff für zahlreiche Filme: darunter so herausragende wie Murnaus „„Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" (1921) und Polanskis „„Tanz der Vampire" (1967).

Wie konnte der Roman diese Bedeutung erlangen? Bram Stoker hat es verstanden, aus Motiven von Vampirdichtungen, abergläubischen Überlieferungen von blutsaugenden Wesen und historischen Legenden um den im 15. Jahrhundert in der Walachei lebenden blutrünstigen Tyrannen Vlad, genannt der Pfähler, eine spannende Geschichte im Stil des englischen Schauerromans zu schreiben. Die abgründige Geschichte des Grafen Dracula, seit vierhundert Jahren ein Untoter, der von Transsylvanien nach London reist, um sich bevorzugt junge, hübsche Frauen als Blutopfer zu suchen, ist zweifellos dazu angetan, den Menschen in der neuzeitlich entzauberten Welt in einer Mischung aus Faszination und Schrecken in seinen Bann zu ziehen –– von dem erotischen Motiv des blutsaugenden Kusses ganz zu schweigen. Ein Übriges leistet Stokers Erzähltechnik, die den Leser in Form von Tagebucheintragungen und Briefen am darin geschilderten schaurigen Geschehen fast unmittelbar teilhaben lässt.
 
Bram Stoker: Dracula. Carl Hanser Verlag. 524 Seiten. 25 Mark.