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Sklavenmoral

Nietzsches Kritik der Sklavenmoral der bürgerlichen Gesellschaft ist maßlos, weil sie kein Maß mehr zulässt, nach dem sich die vermisste heroische Persönlichkeit bestimmen ließe. Er will und kann nicht wahrhaben, dass die ehemals herrschende Größe des Geistes nicht wiederkehren könne. Weil er ahnt, dass der Geist nicht mehr mit seinen genuinen Mitteln zur Herrschaft gelangen kann, wenn er es denn je konnte, lässt er ihn militaristisch werden: zu beobachten an seiner Sprache. Darin wird Nietzsche zum unfreiwilligen Verbündeten seiner Zeit.

Leiden

Weil in der bisherigen Geschichte für Nietzsche das Leiden als Geburtshelfer für große Leistungen des Menschen fungierte, plädiert er für den Fortbestand des Leidens, ja sogar für dessen Steigerung, ohne zu sehen, dass alle diese Leistungen letztlich das Ende allen menschlichen Leidens zum Ziel hatten.

So viel ist richtig an Nietzsches Bekenntnis zum Leiden: dass es trennt. Das Leiden jedoch ins Heroische zu wenden, es zu bejahen, verdrängt aus der Not der Situation den, wenn auch geheimen Wunsch des Leidenden nach Aufhebung der Trennung, nach Teilnahme an dem Nichtleidenden. Nietzsches Ressentiment gegen jenen Menschentypus, seine verbalen Entgleisungen in der Charakterisierung nichtleidender Menschen, verrät diesen Wunsch, den er durch seine Philosophie nicht glaubwürdig zu desavouieren vermochte.


Unzeitgemäß leben

Unzeitgemäß leben und denken, kann man in zweierlei Hinsicht: gespeist aus der Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit, die wiederkehren solle; in gedanklichem Vorgriff auf eine Zeit, die kommen möge. Nietzsches Philosophie, geboren aus der Sehnsucht nach heroischen, freien und männlichen Geistern in einer Zeit, wo diese, aus objektiven Gründen, nicht mehr möglich sind, erliegt selbst diesem unzeitgemäßen Vorurteil: zu glauben, dass die Kraft dieser Geister so groß sein werde, dass sie zu neuem Leben erwachten.


Freier Wille

Nietzsche hat leicht über den freien Willen zu philosophieren, da er in seinem Denken konsequent über alles hinweggleitet, was nicht erst zu seiner Zeit den freien Willen zu einer bloßen Worthülse werden lässt, die, wenn man sie abklopft, nur noch heroisch tönt. Seine Philosophie gibt sich heroisch in einer ganz und gar unheroischen Zeit. Unzufrieden, wie die Dinge sich entwickeln, der Geist von der Mechanik des materiellen Fortschritts untergepflügt wird, setzt Nietzsche noch einmal ein Fanal, groß in seinem Motiv, klein in seiner Substanz, wie er denn ja auch selbst in seinem Leben, darin seiner Philosophie gleich, eine tragische Existenz führte.


Asketisches Lebensideal

Nietzsche, der das asketische Lebensideal philosophisch zerstörte, führte wohl selbst ein asketisches Leben. Er hätte darin aber keinen Widerspruch gesehen, weil er diese Lebensweise − aus Not − nicht affirmierte, Weil Nietzsche aus der Not der modernen Lebensumstände, die das asketische Lebensideal auf den Weg brachte, nicht, wie andere seiner Zeit (Schopenhauer, Wagner), keine Tugend machte, dünkte er sich einzig stark und gesund. Er, der körperlich leidend war, redete dem gesunden, blühenden und kraftvollen Leben das Wort. So einfach offenbart sich manchmal der motvationale Grund einer Philosophie.

 

Erkenntnistheoretischer Konstruktivismus

Nietzsches erkenntnistheoretischer Konstruktivismus, wonach es keine Tatsachen, sondern nur Interpretationen gebe, dient ihm vor allem dazu, Weltanschauungen wie die christliche Religion den Anspruch einer absoluten, metaphysischen Wahrheit abzusprechen, um seinerseits seine Lehre vom Übermenschen als neue Weltanschauung gegen das Chistentum in Stellung zu bringen. Dabei irritiert allerdings der Gestus der Verkündung dieser Weltanschauung durch Zarathustra, nicht zufällig ein Prophet.