XYZ Meine Website

Philosophie im Fernsehen: Geht das? Zumindest erhebt die neue sonntägliche ZDF-Reihe „„Im Glashaus –– das philosophische Quartett", den Anspruch, sowohl die Bedürfnisse jener Zuschauer zu befriedigen, die Spaß am Denken haben, als auch Amüsement zu liefern.

Doch das Vergnügen wollte sich zunächst gar nicht einstellen. Bis die zwei Moderatoren des philosophischen Quartetts –– der durch seine Positionen zur Biogenetik heftig umstrittene Peter Sloterdjik und Rüdiger Safranski, Autor erfolgreicher Philosophen-Biografien –– sich in ihrer ungewohnten Rolle als Stichwortgeber warmgeredet hatten, verging einige Zeit. Solche Anlaufschwierigkeiten hatten die beiden Gesprächsgäste zum Glück nicht. Zum Thema Angst hatten Reinhold Messner, den man eigentlich nicht mehr vorstellen muss, und der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer einiges beizutragen. Vor allem Reinhold Messner, der seine Extremleistungen früher gern mit pseudophilosophischen Erläuterungen kommentierte, bereicherte das Gespräch durch wichtige Beobachtungen wie diese: dass sich hierzulande die Menschen zwar sicher fühlten, aber die Welt nie brüchiger gewesen sei als heute; dass wir Zivilisationsmenschen zudem von falschen Ängsten regiert würden.

Ist es vielleicht auch deshalb eine Aufgabe der Philosophie, den Menschen Angst zu machen, damit sie intensiver zu leben verstehen? Derlei Fragen, zu denen stammesgeschichtliche, kulturphilosophische und psychologische Aspekte der Angst gestellt wurden, bestimmten den größten Teil der Diskussion, die mit zunehmender Dauer den Zuschauer in ihren Bann zog. Da störte es auch nur wenig, dass Sloterdjik immer mal wieder zu kryptischen philosophischen Monologen ansetzte. Messner gab dem Ganzen Bodenhaftung. Und zum Schluss durften die rund 800000 Zuschauer (so das ZDF) als Belohnung noch ein Bonmot von Kierkegaard kosten: „„Wer sich richtig zu ängstigen gelernt hat, der hat das Richtige gelernt."

Kurt Frech

(Erschienen im „Darmstädter Echo“ am 22. 1. 2002)